Die Singualesen (Bewohner Ceylons) und die Reise nach Kandy

Diese Karte hat Heydt von einer Seekarte der VOC kopiert. Solche Karten wurden nur für den Zweck der Reise an die Schiffskapitäne ausgegeben.

„Diese und viele andere schöne Karten sind zwar von denen Holländern mit grossen Kosten aufgenommen und alle Fehler darinnen corrigiret worden, alleine sie werden aber nur denen, die sie zur Schiffarth benöthiget, auf Pergament sehr groß gezeichnet, zu ihrem Gebrauch nach der Reise Beschaffenheit jederzeit übergeben, und bey glücklicher Zurückkunfft wieder abgefordert, und zu weiterer Nothdurfft, wohl verwahret, damit sie denen andern dahin negociirenden [Handel treibenden] Nationen so viel möglich verdeckt bleibe, und ihnen diese Reisen desto beschwehrlicher gelassen werden.“

Johann Wolffgang Heydt

Die Singualesen

Die Bewohner Ceylons beschreibt Heydt als

ein sehr artiges Volck, daß in allerley Dingen erfahren ist. Sie sind sehr geschickt um allerhand Arbeit zu verfertigen. Sie machen in Gold und Silber alles nach, was ihnen nur vorgegeben wird. […] Auf denen Beinen sind sie sehr hurtig, und wann sie über Land gehen, lauffen sie gemeiniglich einen Hundstrapp, ob sie schon dabey tragen müssen. Sie sind sehr wachsam, und höret man sie gemeiniglich gantze halbe Nächte singen, und da sie einen lächerlichen Thon haben, kommt es denen Europaeern fremd vor. […] Dieses Volck ist sehr poßirlich und gesprächig. Wegen einer geringen Rede oder ganz liederlichen Sache können sie sich mit einander entzweyen, so daß unser Desauvvas [Landrichter] jederzeit genug mit ihnen zu schaffen hat, um ihre Strittigkeiten zu schlichten.“

Johann Wolffgang Heydt

Heydt beschreibt ausführlich die einzelnen Kasten der „Singualesen“.

Ein jeder nun ist gehalten, bey seinem Stand und Orden zu verbleiben. Er mag nun aus einem Geschlecht seyn, woraus er will, so muß er beständig bey solchem verharren. Da hilft kein Reichthum noch Armuth, um zu einem höhern oder geringern Stande zu gelangen.“ “Dann in der Welt-Beschreibung sind sie sehr wenig erfahren, dahero, wann sie uns dann und wann befraget: wie weit unser Vatterland von dem ihrigen entfernet? und man ihnen zur Antwort gegeben: Daß, so wir wiederum zu den unserigen gelangen wolten, wir einen Weg von 3600. Meilen zu rücke legen müsten, haben sie sich aufs höchste darüber gewundert, und nicht begreiffen können, daß es so weit, und die welt so groß wäre.

Johann Wolffgang Heydt

Die Reise nach Kandy

Das Königreich Kandy, mit seiner Residenzstadt im Inneren Ceylons, unterstützte 1656 die Niederländer bei der Vertreibung der Portugiesen aus Colombo. Seitdem gab es jährliche Gesandtschaftszüge der VOC dorthin.

Es ist eine gewöhnliche Sache, daß von Seiten der Compagnie jährlich eine Gesandschafft, mit Geschencken, an den König von Candea abgeordnet wird, um den Bund, den solche mit demselben gemacht hat, nicht nur gleichsam wieder zu erneuern, sondern auch das, was zu Aufnahm des Handels und Wandels gereichen möchte, an denselben zu begehren. Eine solche Gesandschafft nun wird, so viel nur immer möglich, mit aller Stattlichkeit und Gepränge vollzogen, dahero auch eine solche, wegen der vielen Ceremonien und des grossen Auflauffs, von vielen die Colombische Kirchweyh betittult wird. Und ob zwar auch von Seiten des Königs von Candea ebenfalls jährlich eine solche an die Compagnie abgeschickt wird, so ist sie doch von keinen so grossen Gefolg, als erstere.“

Johann Wolffgang Heydt

Die holländische Delegation auf dem Weg nach Kandy.

1736 begleitete Heydt den Gouverneur von Colombo, Daniel Agreen, als Korporal und Hofmeister zum König von Kandy. Die Gruppe verließ Colombo am 9. November 1736 und kehrte am 6. Januar 1737 wieder dahin zurück. Heydt widmete dieser Reise vier Kupferstiche und beschrieb diese auf acht Buchseiten.

Daniel Agreen wurde von Gustav Willhelm von Imhoff (*1705, †1750, Gouverneur von Niederländisch-Ostindien, war verwandt mit dem Nürnberger Patriziergeschlecht Imhoff) zum Gesandten nach Kandy ausgewählt

„[…] welcher sich dann, als ein Mann, deme die Eigenschafften und natürliche Zuneigungen der Singualesen wohl bekant waren, sehr wohl bey denselben einzuschmeicheln wuste, und da er es auch an Geschencken vor die dortige Hof=Genossen keinesweges ermangeln ließ, die seine Sache zu unterstützen vermögend waren, so hatte auch seine Gesandschafft ein erwünschtes Ende.“

Johann Wolffgang Heydt