Die Chinesen

Chinesische Häuser in Batavia (rechts, hinten).

Die Chineser aber sind unter allen [Nationen] die Zahlreichsten, und in ihren Quartieren ist das große Gedränge von Leuten. Ihrem Fleisse, Nahrhafftigkeit und Handlung hat man in Batavia viele Dinge zu dancken, und würde ohne ihren Beystand sehr schwer fallen allda bequem zu leben. Sie bauen das Land, und ist fast kein ander Handwercks-Mann, als sie. […] Es sollen die Chineser allein nicht weniger als etlich und 70. Tausend Mann unter der Regierung der Holländer nur in Batavia bey meiner Zeit starck gewesen seyn; […]Ja, man findet bey ihnen [den Chinesen] allerhand Englische, Holländische, Indianische und sogar auch Nürnberger Waaren, was man nur begehret, es sey von Hüten, Degen, Spiegeln, Messern, Gläsern, Medicinen, Haarpuder, Porcellain, eiserne Geschirre, alte Kleider, neue Stoffen, allerhand künstlich gemachte Kästgen, und alles, was nur verlanget wird, ist bey ihnen im Überfluß anzutreffen.

Johann Wolffgang Heydt

Das Massaker von Batavia

Batavia lockte immer mehr Chinesen an, die sich als Bankiers, Kaufleute, Konstrukteure und Schiffbauer hier niederließen und von denen viele zu Wohlstand kamen, was Misstrauen und Neid unter der Bevölkerung hervorrief. Bereits in den 1730er Jahren gab es Repressionsmaßnahmen der VOC gegen die Chinesen. Sie wurden gezwungen, Inlandspässe zu kaufen und bei sich zu tragen. Falls sie keinen Pass vorweisen konnten, wurden sie nach China zurückgeschickt. 1740 wurde ein Dekret erlassen, nach dem verdächtige chinesische Personen nach Ceylon deportiert werden sollten. Reiche Chinesen wurden von korrupten Beamten dazu gezwungen, sich freizukaufen.

Dies endete in einem Pogrom („Chinesenmord“) vom 9. bis zum 22. Oktober 1740, als zehntausend Chinesen von den Javanern unter Mitwirkung der VOC umgebracht wurden.

Heydt berichtet, dass sich in den Gefängnissen neben dem Rathaus

in der grossen Chinesischen Revolte im Jahr 1740. sich über 500. Chinesen allda in Verhafft befunden; Welche aber, nachdem die Massacre [Massaker] angegangen, Mann vor Mann aus denen Gefängnüssen herausgenommen, und von denen Bürgern oder Freyleuten, wie man sie allda nennet, niedergehauen worden, also daß das Blut als ein kleiner Strohm nach der Teygers=Cragt oder dem Tyger=Canal gelauffen. „In der obgedachten Revolte aber sind die mehresten von diesen Häusern ebenfalls in Aschen und Steinhauffen verwandelt worden, zumahlen diejenigen, welche an der Seiten der grossen Riviere [des großen Flusses] gestanden, allwo die unvergleichlichsten Boutiquen von allerhand nur erdencklichen Kauffmannschaften in grosser Menge sich befunden hatten, welche gleichfalls durch die Flammen des Feuers sämtlich verzehret worden.“ „Nur dieses muss ich noch erinnern, da ich wegen des Brands, als worauf, so lange die Massacre gewähret, nebst andern Achtung gegeben, damit das Feuer nicht allzuweit um sich grieffe, und ebenfalls die Europäischen Häuser verzehrete, mich schon zu unterschiedenen malen in diesem Hauß [eines reichen Chinesen] befunden, auch ohngefehr den vierten Tag hernach wiederum dahin begeben hatte, weilen zu der Zeit nirgends keine Gefahr mehr vorhanden, so gienge man nur in denen Chinesischen Häusern und Brandstätten um alles zu besichtigen herum, so man aber noch einen oder den andern von denen Chinesen, der sich etwa verborgen, oder in einem Winckel verschlossen hatte, angetroffen, hat man ihme noch gar den Rest gegeben, und zu seinen Cameraden, welche bereits mit vielen tausenden vorher gewandert waren, in die Elisaische Felder [das Elysium] verschicket.“

Heydt hat sich persönlich an Plünderungen beteiligt: „Doch sahe unter anderen Geräthschafften noch einen von vier ungehobelten Brettern zusammen geschlagenen Kasten stehen, welchen zu besehen und zu untersuchen mich die Neugierigkeit antriebe: rieff dahero einem Sclaven oder schwartzen Jungen um denselben hervor zuziehen, und zu eröffnen, nach dessen Eröffnung fande, wie daß er mit sehr künstlich von Lackwerck ausgearbeiteten Blättern angefüllet war. Ich ließ darauf diesen Kasten durch 2. Sclaven in mein Quartier bringen, …

Er nahm „geheime und von den Chinesen vor heilig gehaltene, auch noch niemahlen zum Vorschein gekommene Original-Zeichnungen (welche ich in der grossen Chynesischen Revolte in Batavia im Jahr 1740. erbeuthet)“ an sich, um sie später in seiner Heimat zu veröffentlichen.

Johann Wolffgang Heydt

Heydt hat sich persönlich an Plünderungen beteiligt und nahm u.a. chinesische Zeichnungen an sich, um sie in der Heimat zu veröffentlichen.

Doch sahe unter anderen Geräthschafften noch einen von vier ungehobelten Brettern zusammen geschlagenen Kasten stehen, welchen zu besehen und zu untersuchen mich die Neugierigkeit antriebe: rieff dahero einem Sclaven oder schwartzen Jungen um denselben hervor zuziehen, und zu eröffnen, nach dessen Eröffnung fande, wie daß er mit sehr künstlich von Lackwerck ausgearbeiteten Blättern angefüllet war. Ich ließ darauf diesen Kasten durch 2. Sclaven in mein Quartier bringen, …

Johann Wolffgang Heydt