Die Javaner und Amok

„So sind dieselbe mehrentheils mittelmässig lang, vierschrötigt, und breit von Angesicht, mit erhabenen Backen, platten Nasen, grossen Augenlidern, kleinen Augen; sind mehrentheils schwartz, oder zum wenigsten braunlicht. Sie wollen für die allerhöfflichsten und wohlgezogensten unter den Indianern [damals Sammelbezeichnung für alle Nationalitäten in Ostindien] gehalten seyn; doch sind sie Prasser und Vielfrasse, und fallen unverschämbt an eines andern Tafel, ja suchen nur seine freye Zeche; sie sind auch kühne, verwegen, hoffärtig, betrüglich, und lügen ungescheuet, eines anderen Gut mit ihren Diebs=Klauen zu erhaschen. Danebenst sind sie unbarmherzig, Blutgierig, unerbittlich und unversöhnlich; ja sie suchen ihren gantzen Ruhm, in unnachlässiger ewiger Rache: dann, wann sie im Streit die Oberhand behalten, schonen sie keines Menschen. In allem diesen, kommen sie mit den Sumatranern wohl überein. […] daß diese Javanische Weiber offt schmutzig und schmierig, ohne die geringste Schönheit, zum Vorschein kommen; […] Sie [die Männer] verlassen sich auf ihre Krissen [Dolche], ohne welche sie fast niemals auf die Strassen kommen, und niemand was zutrauen, weil sie selbst untreue Leute sind, massen sie aus geringen Ursachen die Fremdlinge und die Christen anfallen: dahero sich ein jeder, der unter ihnen leben muß, wohl fürzusehen hat, daß er sie ja nicht beleidige, so fern er nicht will durchstossen seyn.“

Johann Wolffgang Heydt

Durch europäische Berichterstatter kam der Begriff Amok bereits Ende das 17. Jahrhunderts nach Europa. Malaiische und javanische Krieger übernahmen den Begriff Amok und das einschüchternde Kriegsgeschrei „Amok! Amok!“ von hinduistischen Kriegern aus Indien, den sog. Amucos.

Wann ihrer zween [Javaner] sich in ein Gefecht einlassen, scheiden sie nicht gern von einander, bis einer todt bleibt; und weil der Überwinder wohl weiß, daß er doch sterben muß, frisset er Amphiun [Amphion, Opium], und laufft alsdann wie ein rasender Hund über die Gassen, Amock, Amock aus vollem Halse ruffend, und ermordet alle diejenigen, welche ihm begegnen; ja, schonet auch der Weiber und der Säuglingen nicht, durchstöst auch, so er kan, die Tapfersten Männer: dieses treibet er so lange, bis dieser wütende Amock=Spieler, (dann mit diesem Nahmen werden solche Leute genennet,) durch Vielheit der Menschen gefangen, oder auch wohl niedergestochen wird, welches mehrentheils geschicht.

Johann Wolffgang Heydt

Der Coburger Johann Wilhelm Vogel, der von 1679 bis 1687 in Ostindien war, hatte in seinem Buch „Ostindianische Reise=beschreibung“ auch über Amok berichtet. Heydt zitiert ihn in einer Fußnote.

Links: Rathaus und Kirche in Batavia.
Rechts: Das „alte Rathaus“ in Jakarta, heute Historisches Museum (Foto: © CEphoto, Uwe Aranas).